Unsere Geschichte

Die Gründung des Bibelheims

Vor 1907 Entstehung 

Aufgrund seiner Reisetätigkeit als Inspektor des AB-Vereins war Pfarrer Theodor Böhmerle schon lange von der Notwendigkeit eines Bibel- und Erholungsheims überzeugt. Über die Beweggründe für den Bau schrieb er einmal: „Geboren ist das Haus aus einem tiefen Bedürfnis unserer Zeit. Wir haben eine hastende, ruhelose Zeit, die Stätten der Stille verlangt. Wir haben eine geistbewegte Zeit, welche für Christen besondere Gründung und Klärung verlangt. Wir haben eine auflösende Zeit, welche viele Einsame schafft. Wir haben eine gottvergessene Zeit, die besonders in der Erziehung Gott immer mehr wegschiebt und welche darum Hilfsanstalten für biblische christliche Erziehung verlangt.“ Deshalb wollte Böhmerle ein Heim für Leib und Seele, ein Heim, wo der innere und äußere Mensch zur Ruhe kommen kann. In diesem Punkt sah er den Menschen ganzheitlich.

1907 Bauphase 

Das Bibelheim wurde ausschließlich durch Spenden und Gaben finanziert. Im „Reich-Gottes Boten“ berichtete Pfr. Böhmerle regelmäßig über den Stand der Spenden. Hier einige Auszüge: „Groß ist die Summe, die wir brauchen, größer ist der Herr, dem wir vertrauen.“ „Dabei haben wir dreierlei alte Erfahrungen neu erlebt. Einmal: Gottes Treue, der Gebete erhört und uns in kurzer Zeit so reichlich beschenkte. Zum andern Gottes wunderliches Führen, der immer so gibt, dass der Glaube aufs höchste gespannt wird, und der auch unseren Glauben spannet. Endlich aber Gottes majestätische Art, durch das Geringe und Niedrige Großes zu tun, damit die Ehre Sein bleibt“. So wird gespendet, zuerst für die Fundamente, das Kellergeschoss, die Steine, die Sockelquader bis zu den Dachziegeln. Dann folgt die Einrichtung.

1909 Einweihung  

Innerhalb von zwei Jahren wird das Bibelheim fertig gestellt. Am 25. Mai können die ersten Gäste einziehen, und am 13. und 14. Juni 1909 findet die feierliche Einweihung statt, verbunden mit dem 6. Landes-Jahresfest badischer Männer- und Jünglingsvereine der inneren Mission AB. Für diese Feier wurden mehrere Extrazüge organisiert. 

Der Name Bethanien

Der Name „Bethanien“ war und ist bis heute Programm geblieben. In der Festpredigt bei dem Einweihungsfest über Matthäus 21, 17 hieß es: „‘Und Er ließ sie da und ging zur Stadt hinaus gen Bethanien und blieb daselbst.‘ Auch der Heiland hatte, obwohl er mit seiner Liebe und mit seiner Arbeit stets mitten im ganzen Volke stand, ein tief gefühltes Erholungs- und Gemeinschaftsbedürfnis. Bethanien war einer der Orte, wo er dies Bedürfnis zu stillen pflegte. Auch unser Bethanien hier soll vielen beides sein, Erholungs- und Gemeinschaftshaus. Möge es nach beiden Seiten hin vielen einen rechten Dienst erweisen, dem ganzen Volke zum Segen. Möge es hier in Bethanien und bei uns allen stets heißen: ‚Und Jesus blieb daselbst’.“ 

Die Geschichte der Hausväter

Mitarbeiterteam

Bibelheim: Hausvater & Haustöchter

"Und weil so viel für das Heim und in dem Haus gebetet ward und wird, so hat der Herr gewisslich sich nicht unbezeugt gelassen in all den Jahren bis zu dieser Zeit." so schrieb Pfarrer Wilhelm Beck rückblickend.

Dies war vor allem in Zeiten der politischen Wirren der zwei Weltkriege wichtig, aber auch bei der Suche nach geeigneten Mitarbeitern (das Bibelheim „Team“ bestand und besteht nicht nur aus Hausvätern). Weil das Bibelheim ein Haus für die geistliche Orientierung, aber auch für Leib und Seele sein sollte, brauchte es in der Hauswirtschaft und in der Unterhaltung des Hauses und Pflege des Geländes viele Mitarbeiter. Neben den fest angestellten Mitarbeitern taten über viele Jahre hinweg jedes Jahr bis zu 10 Haustöchter ihren Dienst. Darüber hinaus brauchte das Bibelheim gerade auch bei anfallenden Renovierungen die finanzielle und auch die praktische Unterstützung seiner Freunde – wie beispielsweise bei der großen Renovierung 1987, als viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zum Einsatz kamen. Auch heute noch ist diese Art der Unterstützung bei den „Work und Chill“ – Freizeiten möglich. 

Theodor Böhmerle

1909 – 1927 Hausvater Pfarrer Theodor Böhmerle 

Pfarrer Böhmerle übernahm 1909 die Leitung des Bibelheims. Bald war das Heim weit über die Grenzen des badischen Landes hinaus bekannt. Böhmerles Bibelkursstunden hatten ein originelles Gepräge und seine Vortragsweise war lebendig und anschaulich. Die Vormittagsstunde zog sich oft bis zur Mittagszeit, manchmal musste sie der Hausvater mit den Worten abbrechen: ‚Sie winken oben, es ist jetzt Zeit für das Mittagessen.“ Auffallend war in jener Zeit die große Beteiligung von jungen Leuten an den Bibelstunden. Sie wurden von Böhmerles Art und verständlicher Verkündigung angezogen. Pfarrer Böhmerle wurde im Lauf seiner Tätigkeit im Bibelheim die Bedeutung Israels im Heilsplan Gottes immer klarer. Er bezeichnete den Antisemitismus als antichristlich und antigöttlich. Diese Erkenntnis war für den Gemeinschaftsverband eine Vorbereitung auf die Gefahren des Dritten Reiches. Seine Nachfolger im Bibelheim sowie manche Brüder und Schwestern zogen aus seinen Erkenntnissen ernste Konsequenzen.

Adolf Pfleiderer

1927 – 1935 Hausvater Pfarrer Adolf Pfleiderer 

Am 1. Juni 1927 trat Pfarrer Adolf Pfleiderer seinen Dienst im Bibelheim an. Bei seiner Einführung fasste der neue Hausvater die Arbeit im Heim in die Worte des Apostels Paulus zusammen: „Ich denke nicht, etwas zu wissen unter euch als allein Jesus Christus und zwar den Gekreuzigten (1.Korinther 2,2). Pfarrer Pfleiderer war sehr vertraut mit der hebräischen und griechischen Sprache und diese Kenntnisse nutzte er bei seinen Vorbereitungen. Manche Übersetzungen von Pfarrer Pfleiderer haben sich besonders eingeprägt, etwa Psalm 37,5: „Wälze auf Jehova die Last deines Weges; lass dein Vertrauen auf ihm ruhen, und Er wird handeln“. Dieses Wort war lange im Foyer des Bibelheims zu sehen. In die Zeit von Pfarrer Pfleiderer als Hausvater fiel der Beginn der NS-Diktatur. Der Hausvater und viele dem Heim Nahestehende mussten aus Gewissensgründen den sogenannten „Deutschen Gruß“ ablehnen. Das Heim wurde nicht beflaggt, und viele beteiligten sich nicht an den Wahlen. 

Wilhelm Beck

1936 – 1980 Hausvater Pfarrer Wilhelm Beck  

Pfarrer Beck übernahm die Leitung des Bibelheims während der NS-Diktatur. Das bedeutete Angriffe von außen und Spannungen innerhalb des Vereins. Pfarrer Beck hielt in großer Treue Bibelkurse, zu denen viele Besucher regelmäßig kamen. Neben seiner Tätigkeit als Hausvater des Bibelheims war Pfarrer Beck von 1941 bis 1972 auch Vorstand des Gemeinschaftsverbandes. Pfarrer Beck kümmerte sich auch liebevoll um seine Hausgemeinde, zu der vor allem die Mitarbeiter des Hauses gehörten.

Nachdem schon Pfarrer Böhmerle und Pfarrer Pfleiderer das Thema „Heiligung“ sehr betont haben und in diesem Zusammenhang ihre Schwerpunkte auf die Themen „Israel und die Berufung der Gemeinde“ sowie Fragen der Endzeit gelegt haben, nahm Pfarrer Beck nach Ende des 2. Weltkriegs diese Gedanken auf und führte sie als Hausvater des Bibelheims in seinen Bibelarbeiten weiter. Doch in dieser Zeit traten die Kinder- und Jugendarbeit sowie die erweckliche Arbeit eher in den Hintergrund, was der Arbeit des Gemeinschaftsverbandes nicht immer gut getan hat.

Werner Hauser

1980 – 1993 Hausvater Pfarrer Werner Hauser 

Nachfolger von Pfarrer Beck wurde Pfarrer Werner Hauser. Bevor er ins Bibelheim kam, war er Dozent am Seminar der Liebenzeller Mission, danach Prediger im Bezirk Durlach und dann in Mannheim. In dieser Zeit war ihm die erwecklich-evangelistische Verkündigung genau so wichtig wie die Vertiefung in die Erkenntnis des Wortes Gottes und die Vorbereitung auf die Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus. Dies sollte auch in seinem Wirken im Bibelheim seinen Niederschlag finden. Pfarrer Hauser leitete das Bibelheim von 1980 bis 1993. Behutsam leitete er viele Veränderungen in die Wege. In dieser Zeit wurden die Bibelkurse nicht mehr nur vom Hausvater allein, sondern auch von anderen Verkündigern gehalten. Ebenso wurden jetzt spezielle Kurse für Frauen, Brüder und Familien angeboten.  Im Jahr 1987 wurden viele Zimmer mit Nasszellen ausgestattet. Durch ihn hat die Arbeit im Bibelheim und im Verband eine Öffnung erfahren für das evangelistisch-missionarische Wirken wie auch für die Freizeitarbeit. Auch die heute weit verbreitete Gemeindearbeit wurde von ihm mit vorbereitet.

Manfred Kessel

1993 – 2004 Hausvater Prediger Manfred Kessel 

Von 1993 bis 2004 leitete Prediger Manfred Kessel das Bibelheim. Neben seiner Liebe zu Israel und dem Heilsplan Gottes war es ihm vor allem wichtig, Jesus Christus groß zu machen. Seine gründlichen Bibelarbeiten und seine profunden Kenntnisse des Pietismus waren sehr geschätzt. Nach wie vor waren viele Bibelkurse gut besucht – allerdings vorwiegend von älteren Geschwistern. Deren Zahl aber war rückläufig. Leider fand in dieser Zeit die mittlere und jüngere Generation nicht den Weg ins Bibelheim.

Im Jahr 1998/99 gab es eine weitere große Renovierung. Die untere Veranda wurde durch einen Anbau vergrößert. So entstanden der kleine Saal und eine Cafeteria. Auch das gesamte Dach wurde erneuert. Die Wirkung dieser Baumaßnahme ist nicht hoch genug zu schätzen, entstand doch hier der erste Tagungsraum, der den heutigen Anforderungen entspricht.

Michael & Tabea Höher

2004 – 2021 Hausvater Michael Höher 

Mit der Berufung von Michael Höher als seinem Nachfolger war gleich noch ein Bauprojekt verbunden. Der Ausbau der ehemaligen alten Scheune zu einem Jugendhaus sollte den äußeren Rahmen schaffen, dass auch Kinder- und Jugendgruppen ins Bibelheim kommen können. Auch Familien sollten sich hier willkommen fühlen. Um dieses Ziel zu erreichen, brachten Michael Höher und seine Frau Tabea die besten Voraussetzungen mit. Sie waren bestens vernetzt im Gemeinschaftsverband und hatten durch die Freizeitarbeit, den Biblischen Unterricht und die Förderung der Hauskreisarbeit gute Voraussetzungen, ganz neue Zielgruppen für das Bibelheim zu gewinnen. Das Bibelheim sollte zu einem geistlichen Zentrum des Gemeinschaftsverbandes werden. Damit dies möglich wurde, musste auch das Programmangebot deutlich erweitert werden. Neben den Bibelkursen gab es jetzt Seminare, Freizeiten, Schulungen und Konferenzen. Im Lauf der Jahre entwickelte sich auch ein Schwerpunkt in der Seelsorgearbeit.

Dietmar & Dagmar Kamlah

seit 2021 Hausvater Dietmar Kamlah

Dietmar Kamlah hat zu Beginn seiner Tätigkeit seine persönliche Entwicklungsperspektive für das Bibelheim Bethanien beschrieben. Es orientiert sich an den 3 Dimensionen des biblischen Wortes „schalom“. Demnach soll das Bibelheim als ein einzigartiger „Friedensort“ verstanden werden. Dabei greift er zurück auf die ursprüngliche Sicht von Pfarrer Böhmerle. Er skizziert drei Schwerpunkte: „Zur Ruhe kommen“ – Das Bibelheim soll ein Ort der Ruhe und des Wohlbefindens sein und bleiben. Damit ist alles gemeint, was dem Menschen körperlich, seelisch, geistig und sozial spürbar und direkt gut tut „Gesundheit stärken“ – Das Bibelheim soll ein Ort zur Stärkung der Gesundheit sein und bleiben. Gesundheit ist dort, wo die einzelnen Teile eines lebendigen Systems und guter, lebensförderlicher Zuordnung ihren Dienst tun können. „Das Heil finden“ - Das Bibelheim soll Ein Ort sein und bleiben, an dem man das Heil finden kann. Heil ist dort, wo eine lebendige Verbindung zu dem lebendigen Gott entsteht, die Anteil an Gottes ewigem und heilvollem Leben schenkt